… doch klappert das Sonett …

Gedichte Versformen - das Sonett
Gedichte Versformen – das Sonett

Die Gedicht-Form des Sonett gilt als besonders anspruchsvoll. Denn die metrischen Vorgaben sind bei einem Sonett vergleichsweise streng. Auch die Anzahl der Strophen hat ihren Sinn und sollte, so es denn ein Sonett werden soll, eingehalten werden. Wählen allerdings kann der zwischen diversen Varianten des Sonett:

Versmaß des Sonett

Das am häufigsten verwendete Versmaß für ein Sonett ist der fünfhebige Jambus.

Dabei kommt man auf elf Silben pro Vers.

Die erste Silbe bleibt unbetont, danach geht es im Auf und Ab von Trochäus (betont) und Jambus (unbetont) weiter. Was sich in einem Gedicht von Heine dann z.B. so anhören würde: 

….

Und wie in eines Zauberspiegels Grunde
Seh ich das Bildnis meiner Liebsten wieder;

….

Die vier Strophen des Sonett

Ein Sonett besteht aus genau 14 Verszeilen. Klassisch werden diese 14 Zeilen wie folgt verteilt: 

  • zwei Vier-Vers-Strophen (Quartett)
  • gefolgt von zwei Drei-Vers-Strophen (Terzett)

Das Gedicht von Heine wieder als Beispiel: 

In stiller, wehmutweicher Abendstunde
Umklingen mich die längst verschollnen Lieder,
Und Tränen fließen von der Wange nieder,
Und Blut entquillt der alten Herzenswunde.

Und wie in eines Zauberspiegels Grunde
Seh ich das Bildnis meiner Liebsten wieder;
Sie sitzt am Arbeitstisch, im roten Mieder,
Und Stille herrscht in ihrer sel’gen Runde.

Doch plötzlich springt sie auf vom Stuhl und schneidet
Von ihrem Haupt die schönste aller Locken,
Und gibt sie mir – vor Freud‘ bin ich erschrocken!

Mephisto hat die Freude mir verleidet.
Er spann ein festes Seil von jenen Haaren,
Und schleift mich dran herum seit vielen Jahren


Reimschema des Sonett

Interessant ist besonders das Reimschema eines Sonett: Denn: Die Reimschemata der beiden Quartette und der beiden Terzette unterscheiden sich voneinander doch deutlich.

  • Quartette:  abba / abba oder abab / abab.
  • Terzette: abc /abc oder aba / bcc

Und es gibt noch einen kleinen aber wichtigen Unterschied zwischen den beiden Quartetten und den beiden Terzetten des Sonett: 

Die beiden Quartette werden durch die Reime voneinander getrennt.
Die beiden Terzette dagegen werden durch die Reime miteinander verbunden.


Das leidige Klappern des Sonett

In Metrikkursen gehören Sonett, Sonettkranz und die Sapphische Ode zu den anspruchsvolleren Prüfungen für werdende Dichter.

Leicht noch mag er sein
ein Jambenrhytmus Reim.
Doch klappert das Sonett
wirkt es kokett.

Für ein Sonett braucht´s in der Regel einige Übung, ehe sich das Klappern endlich legt. Als Anregung und zum Reinhören einige berühmte Sonette von berühmten Dichtern.

Viele Sonette – besonders von Shakespeare und Rainer Maria Rilke – sind so perfekt gelungen, dass sie allein schon ihres wundervollen Klanges von Dichterfreunden geliebt und verehrt werden.


Sonette zum Reinlauschen und Genießen

Diese Sonette von ganz großen Dichtern sind allesamt sehr gut geeignet zum Lernen durch Nachahmen.

Sie stammen von den Meistern der Meister der schönen Künste. Alle diese Dichter – Könige hatten mindestens eines gemeinsam: Sie widmeten ihr ganzes Leben der Schöpfung von vollendeten Kunstwerken. Freizeitkünstler, mit anderen Worten, waren diese Könige des Sonett allesamt nicht.

Quellen

  • Text: Die Deutsche Verslehre von Erwin Arndt. Das ist der Klassiker, in dem du das Handwerk der Metrik wunderbar erklärt bekommst. Und wenn du schon ein fortgeschrittener Dichter bist, hast du mit der Deutschen Verslehre ein solides Büchlein zum Nachschlagen. Ich hab meinen Arndt immer in Reichweite stehen.
  • Bilder: © Foto von Deposito

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13 Gedanken zu „… doch klappert das Sonett …“

  1. Sonett
    Er war gar schlau und sehr gewitzt – ein Dieb.
    Autolykos besiegte er im Stehlen.
    Die Lesenden bemerkten wohl das Fehlen:
    Wenn er doch ein „gestohlen von…“ aufschrieb.

    Verbrechen Zeus‘ er meldete sofort
    Als Lohn erhielt er eine Wasserquelle.
    Zur Strafe kommt der Thanatos gar schnelle
    Und wurd‘ gefesselt an dem graus’gen Ort.

    Der Thanatos wurd‘ später dann befreit,
    Und unser Dieb sich aus dem Staub gemacht.
    Doch nun begann der Götter Rachezeit!

    Vom Tod er in das Schattenreich gebracht,
    Dort dann begann sein unsägliches Leid:
    Zu rollen einen Steine Tag und Nacht.

    Antworten
    • oh ein Sonett für Sisyphos 🙂
      freudige Überraschung und vielen Dank.
      Gut gelungen ist es auch.

      Die vorletzte Zeile würd ich noch ändern – da sind zwei Silben zu viel.

      vielleicht:

      Dort dann begann sein grausig Leid:
      oder
      Dort dann begann sein endlos Leid:

      Ansonsten nahezu perfekt.

      Achso und die allerletzte Zeile – da wär noch schöner:

      Zu rollen einen Stein bei Tag und Nacht.

      Was meinst du?

      Herzliche Grüße
      Angel

      BTW: Schreib mal deinen (oder wenn du willst halt einen) Namen mit zu – dann mache ich für dein Sonett eine extra Seite auf gedichte-schmieden.de frei.

      Antworten
  2. Änderung der Terzette
    Doch gleichsam dem Jahre, so auch die Leben
    Schöne Zeiten, Erinnerungen, vergehn
    Und ich frage mich, was Realität war

    Wenn ich könnte, würde ich es dir geben
    Meine Liebe, mein Herze, meinen Verstand
    Aber mein größtes Geschenk für dich: Das Jahr.

    Wie ist das jetzt? Ich hab die Terzette komplett geändert.

    Liebe Grüße
    Jana

    Antworten
    • Sonett – das Jahr, 2. Fassung
      Hallo Jana;

      ja – in den Terzetten versuchst du jetzt, das Thema zu verdichten und noch einen neuen Akzent zu setzen.
      Genau – ja, so meinte ich das.

      Der Rhythmus hackelt jetzt noch. Was du spätestens merkst, wenn du dir das Gedicht laut vorliest.
      Hm und solch Worte wie Realität sind für ein Sonett recht sperrig. Will nicht sagen, dass man sie nicht verwenden sollte, aber dann vielleicht nicht die Betonung drauf legen.

      Liebe Grüße
      Angel

      Antworten
      • Sonett
        Ja, ich merk´s schon, klappert doch ziemlich heftig. Fürs erste jedoch reicht das, bin jetzt nämlich irgendwie Fan von japanischen Kurzgedichten (also Haiku, Senryu und Tanka)

        Danke und ganz liebe Grüße

        Jana

        Antworten
  3. Sonett – wie ist das?
    Die Sonne erstrahlet in goldenem Licht
    Die Wolkentore sind geöffnet worden
    Ins belebende Grüne stürmen Horden
    Das Licht sich in dem klaren Flusswasser bricht

    Die Tage werden kürzer, werden kälter
    Und Blätter nehmen rötliche Farben an
    Die Ernte endlich geerntet werden kann
    Das Jahr wird wieder älter, älter, älter

    Die Landschaft durchzogen von Nebel, Kälte
    Der See gefroren, die Wälder weiß bedeckt
    Das neue Jahr beginnt, Kälte schwindet nun

    Das Weiß weicht Grün, alles sprießet, alles blüht
    Die Sonne erstrahlt, die Zeit der Kälte war.
    Von vorn das Gleiche wieder. Das war das Jahr.

    Ich habe das geschrieben und wollte nur mal fragen, ob das so korrekt ist. Ich dichte schon länger, aber eine Sonett habe ich noch nie geschrieben.

    Jana
    P.S.: Ich bin 13.

    Antworten
    • Sonett – das Jahr
      Hallo Jana;

      oh ja, ist zu merken, dass du schon längsre Zeit dichtest.
      Die Form passt ziemlich gut.
      Inhaltlich – nur so eine Idee –
      könnte es sein, dass ein Sonett vor allem für ein Geschehen geeignet ist, dass am Ende an Dramatik zunimmt.
      In dem Fall zum Beispiel, wenn du zum Schluss dich selbst oder überhaupt Menschen reinnimmst – deren Leben ja nicht einfach Kreislauf ist, sondern die sich im Laufe eines Jahres dramatisch verändern können.

      Kannst du damit was anfangen?

      Liebe Grüße und dichte unbedingt weiter!
      Angel

      Antworten
  4. tolle erklärung !
    hey angel
    du bist toll ich liebe deine gedichte !!!
    ich schreibe selber oft gedichte. Aber besonders das sonett find ich super, obwohl es eigentlich schwierig ist!
    liebe grüsse
    deine sonja

    Antworten
    • Sonett Gedicht
      Hallo liebe Dichterfreunde;

      Bin auch ein Gedichte-Fan und finde das Sonett auch schwierig.

      Ja und das Sonett eben:

      wie werden denn die beiden Terzette durch einen Reim verbunden?

      Liebe Grüße
      Shenia

      Antworten
  5. Deine Erklärungen…..
    Hey Angel,

    ich schreibe auch Gedichte, die ich einfach schreibe, so wie sie mir gerade einfallen.
    Jetzt habe ich durch dich erst einmal die Feinheiten des Gedichte-Schreibens kennen gelernt.
    Du hast das super erklärt, sehr gut.
    Aber ob ich jemals nach so strengen Kriterien schreiben kann, das weiß ich nicht.
    Aber nochmals danke für deine Erläuterungen, für mich gute Ansätze.

    LG. Chrissy

    Antworten
    • strenge Kriterien für Sonett
      Hallo Chrissy;

      danke dir für deine lobenden Worte.
      Mit den strengen Kriterien beim Dichten hast du einen interessanten Punkt angesprochen.

      Die eigentliche Kunst – gerade bei einem Sonett – ist es ja, die Regeln zwar genau zu kennen – aber:

      Ein Feeling dafür zu entwickeln, wann sie besser gebrochen werden sollten. Anders ist dem Klappern eines Sonett kaum Herr zu werden:))

      Liebe Grüße und wenn du willst, stell doch mal eines deiner Gedichte vor
      Angela

      Antworten
    • jetzt verständlicher ?
      ok, hast recht.

      Ich hab den Text überarbeitet und – wie ich hoffe – verständlicher geschrieben.

      Freu mich über Feedback, ob bzw. inwie weit mir das gelungen.

      Angel

      Antworten

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