Michelangelo Sonett

Michelangelo Gemälde von Jacopino del Conte
Michelangelo Gemälde von Jacopino del Conte

Ein Sonett von Michelangelo: Michelangelo schrieb, an den großen Sonett Dichter Petrarca angelehnt, viele Sonette. Für sicher manchen Dichterfreund ist sicher schon allein diese Tatsache eine Überraschung. Wenn man seine Sonette liest, staunt mancher womöglich noch mehr. Seine Sonette stehen denen seiner Dichter-Kollegen um nichts nach.

Und – sie thematisieren zugleich die intime Erfahrung des bildenden Künstlers – mit seiner Kunst. Der  italienischer Maler, Bildhauer, Architekt und Dichter hieß ausgeschrieben übrigens: Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni. Michelangelo galt als der bedeutendste Künstler der italienischen Hochrenaissance.

Michelangelo Buonarroti 1475- 1564


Sonett

Mir einzubilden anderes Gebild
aus Schatten oder Erde ist mir eben
in meinem höchsten Denken nicht gegeben,
so daß es wider deine Schönheit gilt.

Von dir gekehrt, schein ich mir gleich ganz schwach.
Rasch hat der Gott mir allen Wert entzogen.
Mein Elend, um die Linderung betrogen,
verdoppelt sich und giebt dem Tode nach.

So ist es sinnlos, daß ich im erschrocknen
Entfliehn beharre und das Gegen-Schöne
antreibe. Schnellres holt das Lahme ein.

Der Gott kommt selber mir die Augen trocknen,
verspricht, daß ich mich aller Not versöhne;
was so viel kostet, kann nicht wenig sein.
©Michelangelo, übersetzt von Rainer Maria Rilke

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