Matthias Claudius – Der Mond ist aufgegangen

Der Mond ist aufgegangen - das wohl bekannteste Abendlied von Matthias Claudius
Der Mond ist aufgegangen – das wohl bekannteste Abendlied von Matthias Claudius

Matthias Claudius war ein deutscher Dichter, der von 1740 bis 1815 lebte. Sein mit großem Abstand bekanntestes Gedicht: „Der Mond ist aufgegangen, ….“ , auch das Abendlied genannt, ist zu einem Volkslied geworden.

Das Abendlied wurde 1771 zum ersten Mal veröffentlicht. Seit seiner Vertonung im Jahr 1790 wurde das Abendlied zu einem der bekanntesten Volkslieder. Auch meine Mutter hat mir Abends oft „Der Mond ist aufgegangen“ vorgesungen. Und ich dann meinen Kindern. Als Reimschema für sein Abendlied hat Matthias Claudius den Schweifreim gewählt.

Die christlich frommen Textstellen – die vierte, fünfte und sechste Strophe, sind in das bekannt gewordene Volkslied, mit dem Matthias Claudius sich unsterblich gemacht hat, nicht eingegangen. So wurde das Abendlied von Matthias Claudius als ein Lied an den Mond gesungen. Dass Matthias Claudius das Abendlied als Todeslied gedichtet hat – wer weiß das schon.

Die drei ausgelassenen Strophen habe ich der Vollständigkeit mit eingefügt.  Nicht ob ihrer Frömmigkeit. Vielmehr finde ich´s interessant und bemerkenswert, dass der Dichter Matthias Claudius sie weit weniger sinnlich anschaulich beschrieben hat als die vier berühmt gewordenen Strophen.

Abendlied

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!

@ Matthias Claudius

Der Mensch

Empfangen und genähret
vom Weibe wunderbar,
kömmt er und sieht und höret
und nimmt des Trugs nicht wahr;
gelüstet und begehret,
und bringt sein Tränlein dar;
verachtet und verehret,
hat Freude und Gefahr;
glaubt,  zweifelt,  wähnt und lehret,
hält nichts und alles wahr;
erbauet und zerstöret;
und quält sich immerdar;
schläft,  wachet, wächst und zehret;
trägt braun und graues Haar;
und alles dieses währet,
wenn‘  s hoch kommt,  achtzig Jahr.
Dann legt er sich zu seinen Vätern nieder,

@ Matthias Claudius

Der Tod und das Mädchen

Das Mädchen:

Vorüber! Ach vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.

Der Tod:

Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund und komme nicht zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!

@ Matthias Claudius

Winter

Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an
Und scheut nicht Süß noch Sauer.

Er zieht sein Hemd im Freien an
Und lässt’s vorher nicht wärmen,
Und spottet über Fluss im Zahn
Und Kolik in Gedärmen.

Aus Blumen und aus Vogelsang
Weiß er sich nichts zu machen,
Hasst warmen Drang und warmen Klang
Und alle warmen Sachen.

Doch wenn die Füchse bellen sehr,
Wenn’s Holz im Ofen knittert,
Und an dem Ofen Knecht und Herr
Die Hände reibt und zittert;

Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
Und Teich und Seen krachen,
Das klingt ihm gut,  das hasst er nicht,
Dann will er sich totlachen.  –

Sein Schloss von Eis liegt ganz hinaus
Beim Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
Im lieben Schweizerlande.

Da ist er denn bald dort,  bald hier,
Gut Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
Und seh’n ihn an und frieren.

@ Matthias Claudius

Quellen

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