
Auch die Dichtung – wie alle Künste – wurden als Spiel von Reim und Gegenreim geboren. Ob im ursprünglichen Spiel oder in den ausgefeilten Spielen der Künste, Wirtschaft, Wissenschaft: Der Mensch als Homo Ludens verstanden, löst Probleme nicht durch verbissenen Kampf. Er löst sie auf, indem er spielt. Johan Huizinga, ein niederländischer Philosoph, der im Jahr 1945 starb, hat das Konzept des Homo Ludens – des spielenden Menschen – entworfen.
Homo Ludens – der spielende Mensch
Das Konzept des spielenden Menschen ist unter dem Namen „Homo Ludens“ bekannt geworden. Spielen ist heiliger Ernst – zeigt Johan Huizinga: „Spiel steht in unserem Bewusstsein dem Ernst gegenüber. Der Gegensatz bleibt vorläufig so unableitbar, wie der Begriff „Spiel“ selbst. Wenn wir aber näher zusehen, erscheint uns der Gegensatz Spiel – Ernst weder eindeutig noch fest.. Wir können sagen: Spielen ist Nicht-Ernst. Abgesehen davon aber, dass dieser Satz nichts über die positiven Eigenschaften des Spiels aussagt, ist er außerordentlich leicht umzustoßen. Sobald wir an Stelle von „Spiel ist Nicht-Ernst“ sagen: „Spiel ist nicht ernsthaft“, lässt uns der Gegensatz schon im Stich, denn Spielen kann sehr wohl ernsthaft sein.“
Homo Ludens als kreativer Problem-löser
Spielen scheint eine grundlegendes menschliches Tun zu sein, das Kreativität und Energie freisetzt. Spielend ist es es sogar möglich, verhärtete Strukturen auf zu brechen. Ganz neue Lösungen können sich – mitten im Spielen – zeigen. Das gilt auch, und sogar ganz besonders für verfestigte soziale Strukturen. Paare, Gruppen, Teams, Organisationen – können sich mit spielerischen Elementen aus scheinbar unlösbar festgefahrenen Situationen lösen. Deshalb sind spielerische Elemente unter anderem auch in Managementschulungen üblich geworden. Sie zielen darauf, neue, kreative und innovative Lösungen zu schaffen.
Der Dichter als Homo Ludens
Johan Huizinga titulierte sein Buch: Homo Ludens – Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Für Dichter dürfte besonders die Passage im Homo Ludens interessant sein, in der es um den Ursprung der Dichtung im Spiel geht. Ich jedenfalls kann dem Bild, Dichtung als Spiel aufzufassen, eine ganze Menge abgewinnen. Johan Huizinga schreibt: „Die Dichtung in ihrer ursprünglichen Funktion als Faktor früher Kultur wird um Spiel und als Spiel geboren. Es ist ein geweihtes Spiel, aber in seiner Heiligkeit bleibt dieses Spiel doch fortwährend auf der Grenze von Ausgelassenheit, Scherz und Belustigung.
Von bewusster Befriedigung eines Schönheitsdrangs ist noch sehr lange nicht die Rede. Dieser liegt noch unerkannt im Erleben des heiligen Akts beschlossen, der in poetischer Form zu Worte kommt und als Wunderwerk, als festlicher Rausch, als Entrückung empfunden wird. … Nichts hat die poetische Ausdrucksfähigkeit so befruchtet wie die Annäherung der Geschlechter in frohen Formen, wie sie bei den Frühlingsfesten und anderen Festtagen des Stammes stattfand.“
Quellen
- Text: Wikipedia /
- Bilder: © Johan Huizinga